Wer "die Harfe" beschreiben möchte, steht vor einer Vielzahl von Typen, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben. Lassen wir die ursprünglichen Bogen- und Winkelharfen mal außen vor (s. Harfengeschichte), dann begegnen uns mit den "Rahmenharfen" (die durch die Säule - siehe Harfengeschichte - zusätzliche Stabilität in ihrem Aufbau erhalten haben) vor allem die folgenden Formen:

Diatonisch gestimmte Harfen haben eine Reihe Saiten, die in einer Tonart gestimmt sind. Nacheinander gespielt, erklingt eine Tonleiter. Bildlich gesprochen: Auf einer in C-Dur gestimmten Harfe hat man die weißen Tasten des Klaviers zur Verfügung.

Bei Harfen ohne Umstimmvorrichtung steht dem Harfenspieler tatsächlich nur der Tonvorrat einer Tonart zur Verfügung. Für Stücke in einer anderen Tonart müssen die Saiten umgestimmt werden. Allerdings können die Spieler bei einigen historischen Harfen einzelne Saiten um einen Halbton verändern, indem sie mit der linken Hand die Saite oben gegen den Hals der Harfe drücken.

Die romanische Harfe gehört zu den ältesten europäischen Harfen. Es sind keine originalen Instrumente mehr erhalten, Informationen lassen sich nur aus Zeugnissen der Vergangenheit ableiten.

Eine Besonderheit bei gotischen Harfen sind Scharrhaken an der Klangdecke. Sie können so gedreht werden, dass die schwingende Saite gegen den Haken kommt und dabei mit dem Klang der Saite ein lautes Schnarren entsteht. War damals wohl große Mode...

Bei der Clàrsach (schottisch) bzw. Cláirseach (irisch) handelt es sich um die alte irisch/schottische Metallsaitenharfe. Während die anderen Harfen mit Darm-/Nylon-/Carbonsaiten (in vergangenen Zeiten wohl nur Darm...) versehen sind, haben diese Harfentypen Saiten aus (v.a.) Messing oder Kupfer. Sie hallen besonders lange nach und erfordern eine eigene Spieltechnik. Durch die Unterdrückung der irischen und schottischen Kultur in vergangenen Jahrhunderten gibt es leider keine durchgehende Tradition; diese besondere Harfe erfährt erst seit einigen Jahrzehnten eine Wiederbelebung. Die historische Bezeichnung wird inzwischen auch für Instrumente, die weiter unten als "keltische Harfe" vorgestellt werden, verwendet. Außerdem werden Metallsaitenharfen inzwischen zunehmend mit Klappen als Umstimmvorrichtung gebaut - hier ist also einiges im Fluss.

Die lateinamerikanischen Harfen sind Weiterentwicklungen der Instrumente, die von den Spaniern in der frühen Neuzeit nach Südamerika gebracht wurden. Sie haben einen festen Platz in der Folklore einiger südamerikanischer Länder. Da geht rhythmisch die Post ab!

 

Harfen mit Umstimmvorrichtung haben die Möglichkeit, jede einzelne Saite der grundsätzlich diatonischen Saitenreihe um ein oder in manchen Fällen auch zwei Halbtöne zu verändern. Zunächst gab es Instrumente, bei denen oben am Harfenhals Haken angebracht wurden, die sich so bewegen ließen, dass der schwingende Teil der Saite etwas verkürzt wurde und diese somit um einen Halbton höher erklang. Solche Hakenharfen haben heute "Klappen" (englisch "levers", --> "lever harp"; im Deutschen manchmal auch "Klappenharfe"), die sich einfach bedienen lassen. Damit kann vor dem Stück die Tonart eingestellt werden, und auch während des Spielens lassen sich einzelne Halbtöne (in begrenztem Umfang...) ändern. Das Instrument, das heute unter dem Namen "keltische Harfe" bekannt ist, gehört zu diesen Hakenharfen, ebenso wie die enge Verwandte, die "böhmische Harfe". Die keltische Harfe hat ihre Form mit geschwungener Säule von der irischen Harfe geerbt, die böhmische Harfe hat i.d.R. eine gerade Säule. Es ist schwer, diese Harfentypen exakt zu beschreiben, da sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan hat. Vielfach beziehen sich neu gebaute Instrumente auf alte Traditionen, aber es gibt auch Veränderungen.

Ich habe auch schon den Satz "Die "keltische Harfe" gibt es gar nicht." gehört. Der Begriff lässt zwar eine alte Tradition vermuten, wurde aber erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geprägt. Die Instrumente, die wir heute „keltisch“ nennen, wurden in der heutigen Form vor gut 200 Jahren erstmals gebaut, allerdings galten diese ursprünglich als „neuer irischer Harfentyp“ oder einfach als „irische Harfe“.


 

Die Harfe, die den meisten Menschen wohl vor dem geistigen Auge erscheint, dürfte die Doppelpedalharfe, die als "Konzertharfe" im Orchester eingesetzt wird, sein. Zunächst wurden um 1720 in Bayern die ersten Einfachpedalharfen gebaut: Durch eine Mechanik, die vom Fuß der Harfe durch den Korpus zum Hals lief, konnten per Pedal alle Saiten um einen Halbton verändert werden. Dabei wurde mit einem Pedal jeweils ein bestimmter Ton in jeder Oktave verändert. Also: Mit einem Tritt auf das Pedal wurde aus jedem "F" der Harfe ein "Fis". Einfachpedalharfen begegnen uns heute oft unter dem Namen Volksharfe/Bayrische Volksharfe/Tiroler Volksharfe/Tiroler Liederharfe.

Etwa hundert Jahre später wurde die Mechanik (die in diesem Fall durch die Vorderstange führte) in Frankreich so weiterentwickelt, dass das Pedal neben seiner Grundstellung in zwei weitere Positionen gebracht werden konnte: Bei der Doppelpedalharfe kann damit jede Saite um zwei Halbtonschritte verkürzt werden. Nebenbei sind die Harfen dabei auch noch größer geworden... Während romanische Harfen mit um die 20 Saiten versehen sind, kommt die große Konzertharfe auf bis zu 47 Saiten.

 

Viele Saiten bieten auch die chromatisch gestimmten Harfen. Hier gibt es kein Entweder-oder, keine Saite wird verkürzt. Hier werden die bei der diatonischen Harfe fehlenden Halbtöne in einer weiteren Saitenreihe zur Verfügung gestellt. Zunächst bei der Arpa Dopia im Barock, bei der zwei (und manchmal auch drei) Saitenreihen parallel zueinander verliefen - leicht versetzt, damit die Finger durch eine Reihe hindurchgreifen konnten. Besonders bekannt ist in der Kategorie noch die walisische Tripel Harp mit drei durchgehenden Reihen (die beiden äußeren Reihen erzeugen dabei die gleichen Töne). Und neben den Harfen mit parallel verlaufenden Saitenreihen entwickelten sich auch die einreihige chromatische Harfe und die Kreuzsaitenharfe mit gekreutzen Ebenen. Neben dem 7/5-System, bei dem die diatonische (7er-)Reihe in einer Ebene abgebildet wird und die fehlenden chromatischen Töne in einer gekreuzten (5er-)Reihe an entprechender Stelle der chromatischen Tonleiter eingefügt werden (vergleichbar der Klaviertastatur mit weißen und schwarzen Tasten), gibt  es auch das 6/6-System: Hier wechseln sich die Saiten Halbton für Halbton gleichmäßig ab.